Category Archives: Bewusstsein

Von der Unmöglichkeit einer Tasse Tee

Heute beim Morgentee bin ich im Reisemagazin Globetrotter vom Winter 2012 über einen wunderbaren Reisebericht gestolpert. Die beeindruckende Schilderung eines Gesprächs zwischen der Autorin Katrin Staub und dem Vermieter ihrer Reiseunterkunft in Indien möchte ich euch nicht vorenthalten.

Andächtig sitzt Kamal am Tisch und faltet im Schneckentempo ein Seidentuch zusammen, um es dann sorgfältig in eine Kiste zu legen. Ich setze mich zu ihm, um mein Paket, das ich nach Hause senden will, vorzubereiten. Bevor ich richtig begonnen habe meine ersteigerten Schätze einzupacken, fragt mich Kamal: „Katy, warum sind alle Europäer so müde, wenn sie von der Arbeit kommen? Ein Freund von mir, der in Frankreich war, hat mir erzählt, am Abend seien alle erschöpft.“

„Na ja, also…“ sage ich und überlege, wie ich einem Inder erklären kann, was Arbeiten in Europa bedeutet. „Kamal, du verpackst Pakete für den Export.“

Kamal nickt und lächelt stolz, während er über das soeben in die Schachtel gelegte Tuch streicht, es dann wieder herausnimmt und neu faltet, um es diesmal anders hineinzulegen. „Ja, und?“

„Wie viele Bestellungen hast du heute schon erledigt?“, frage ich.

Kamal schaut prüfend auf die fünf halbleeren Kisten am Boden, die neben Bergen von Seitentüchern in vielen leuchtenden Farben stehen. „Wie du siehst, bin ich mit den Paketen noch nicht fertig. Ich muss alle Tücher genau aussuchen und die Bestellungen richtig zusammenstellen. Das braucht Zeit.“

„Ja sicher, aber du bist schon den ganzen Morgen und Mittag am Arbeiten. Ich meine, in Europa würdest du diese fünf Pakete in einer Stunde fix und fertig ordentlich zusammengeschnürt und adressiert bereitstellen, um in den nächsten sieben Stunden weitere fünf Pakete pro Stunde fertigzustellen. Weisst du, was ich meine?“

„Ja, aber das ist unmöglich!“ Kamal verwirft die Hände und gestikuliert in der Luft herum. „Du siehst doch selber, dass das unmöglich ist.“

„In Europa wäre es möglich“, behaupte ich. „Du müsstest dich einfach anders organisieren, ein Konzept haben und dann konzentriert arbeiten. Wenn du willst, mache ich es dir vor.“

„Nein, nein“ winkt Kamal ab. „Ich verstehe schon. Aber was machst du, wenn jemand vorbeikommt, um Tee mit dir zu trinken? So wie Monish heute, und dann Amid und Nadan. Ich meine, ich kann ihnen doch nicht einfach sagen: Liebe Freunde, es gibt heute keinen Tee, ich muss fünf Pakete in einer Stunde verpacken!“ Kamal schaut mich mit hochgezogener Augenbraue an.

Ich seufze und antworte achselzuckend „In Europa trinkt man keinen Tee, wenn man arbeitet.“

„Keinen Tee? Niemand kommt vorbei?“

„Nein. Niemand.“

Kopfschüttelnd blickt Kamal ins Leere und sagt nach einer Weile: „Jetzt verstehe ich, weshalb alle Europäer am Abend müde sind.“

 

Kel Amrun

Tanze für die aufgehende Sonne, in der Zeit, in der das Licht dieser Welt gestärkt werden will!

– Hülle Kel Amrun – Wid Danu

Was für ein Abend! Passend zum St. Patricks Day besuchte ich gestern Abend mit zwei Freunden ein irisches Konzert zusammengestellt aus drei schweizer Gruppen. Nachdem es zwei Stunden lang recht klassisch aber sehr schön losgegangen war, wurden wir nach einer kurzen Pause von einem ganz speziellen Musikgenuss überrascht. Die Gruppe Kel Amrun entführte uns mit Trommeln, Dudelsäcken, Flöten und diversen anderen Instrumenten in die mystischen Tiefen alter Gesänge. Zu Beginn noch irisch anmutend ging die Reise weiter durch diverse Länder des Nordens. Ein überwältigendes Erlebnis, bei dem zum Schluss nur noch wenig Leute übrig blieben, die nicht wie wild im Saal tanzten. Unbedingt mal reinhören!

Weitere Informationen findest du unter www.myspace.com/kelamrun oder www.facebook.com/kelamrun!

Spiritualität & Wissenschaft

Oft habe ich den Eindruck, dass sich unsere Welt in Wissenschaftler und spirituelle Menschen teilt. Für mich sind Wissenschaft und Spiritualität zwei Seiten der gleichen Medaille. Gemeinsam gibt es so viel zu entdecken.

The power of introverts

Kennst du das Gefühl, wenn du merkst, dass du mit einem Gedanken, einem Gefühl nicht der einzige Mensch bist? Heute morgen ist es mir mal wieder so gegangen, als ich Susan Cains TED-Vortrag angesehen habe. Sie spricht über ihre Erfahrungen die sie in ihrem Leben in Bezug auf extrovertierte und introvertierte Menschen. Sie bezeichnet sich selber als introvertiert und wie schwer es ihr zum Teil gefallen ist mit dem Leben klar zu kommen in Momenten wo von ihr verlangt wurde als Teamplayer funktionieren zu müssen. Einen Zustand den ich gut nachempfinden kann. Denn in unserer heutigen „Gemeinschaft“ (was ja schon das Wort sagt ;) werden wir hauptsächlich dazu erzogen Teamfähig, Gruppenorientiert und nach Aussen gerichtet zu sein. Natürlich sind das alles auch positive Eigenschaften, aber über all dem ging zu oft vergessen (durch die „Gemeinschaft“ aber auch den Einzelnen), dass es doch auch ganz normal und von Bedeutung sein sollte, auch in sich selber gekehrt sein zu können.

Ich mache mir oft selber vorwürfe, weil ich mich schwer tue mich in grossen Gruppen einzubringen, weil es mir oft wohler ist mit mir alleine als mit vielen Leuten um mich herum zu sein. Es kommt mir oft einfach „falsch“ vor. Aber ist genau das vielleicht nicht eine wundervolle Gabe? Es gibt wohl nichts wertvolleres als diesen inneren Quell der Fantasie und Inspiration anzapfen zu können und neue Ideen und Erkenntnisse in die Welt hinaus zu tragen.

TED Talks (www.ted.com) bieten eine wundervolle Möglichkeit die Welt einmal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Das Spektrum der Vorträge ist enorm und immer wieder faszinierend!

5 Rhythmen

Ich lobe den Tanz, denn er befreit den Menschen von der Schwere der Dinge. Er bindet den Vereinzelten in die Gemeinschaft ein.

Ich lobe den Tanz, der alles fordert und fördert, Gesundheit und klaren Geist und eine beschwingte Seele.

Tanz ist Verwandlung des Raumes, ist Verwandlung der Zeit des Menschen, der dauernd in Gefahr ist zu zerfallen, ganz Hirn, Wille oder Gefühl zu werden.

Der Tanz dagegen fordert den ganzen Menschen, der in seiner Mitte verankert ist, auf, von der Begehrlichkeit nach Menschen und Dingen und von der Dämonie der Verlassenheit im eigenen Ich loszulassen.

Der Tanz fördert den befreiten, den schwingenden Menschen im Gleichgewicht aller Kräfte.

Ich lobe den Tanz. O Mensch, lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel mit dir nichts anzufangen.

– Augustinus

Als ich das erste mal in der kleinen Turnhalle in Winterthur gestanden bin, wusste ich mein Verstand nicht so recht, was er von den Dingen die um mich herum passierten halten sollte. Da tanzten Leute sich in tranceartige Zustände, andere Johlten, kreischten, lachten oder weinten. Einige hüpften herum, andere sassen oder standen einfach nur da. Aber alle schienen sie glücklich und fröhlich zu sein. Also begann auch ich mich im Takt der Musik zu bewegen. Sie holte mich sanft und langsam ab. Gab mir die Möglichkeit mich vom Alltag zu verabschieden und erst einmal zur Ruhe zu kommen. Ich liess mich fallen in diese wundervolle Entspanntheit.

Mit der Zeit und jedem weiteren Lied wurde der Takt schneller, die Töne lauter und intensiver und die Bewegungen des Körpers passten sich dem neuen Rhythmus an. Wurden ausgelassener und grösser. Immer mehr Raum benötigte ich für meine Bewegungen, bis mich meine Füsse durch den ganzen Raum tragen wollten. Schweiss klebte an meinem Körper und durchnässte meine Kleidung. Mein Atem schnell und tief. Glück stellte sich ein. Ich war im Tanz angekommen.

Ich habe mich nie wirklich damit beschäftigt, was die Idee oder die „Funktion“ der 5 Rhythmen ist. Aber ich habe mehr und mehr gespürt, wie wundervoll es sein kann seinen Gefühlen, Stimmungen und Gedanken im Tanz und zur Musik über den Körper Ausdruck zu geben. Ich durfte inzwischen zu der Musik von verschiedenen Lehrern tanzen und jedes Mal ist es wieder ganz neu und unerwartet. Mal ist es leicht und beschwingt, mal schnell und schweisstreibend, mal langsam und tiefgründig, mal chaotisch und schwer. Alle zweistündigen Tänze beginnen aber immer langsam und mit Ruhe, steigern sich dann zu einem Höhepunkt, ziehen sich dann mehr oder weniger zurück, bevor es zu einem weiteren, noch intensiveren Höhepunkt kommt, bevor die Geschwindigkeit und die Lautstärke langsam ausklingt und man gänzlich zur Ruhe kommen kann.

Inzwischen mache ich mir keine Sorgen mehr, was andere Leute wohl von mir denken, wenn ich während dem Tanzen diese oder jene Körperbewegung ausprobiere. 5 Rhythmen hat mir nicht nur geholfen meinen Körper und seine Bewegungen besser kennen zu lernen, sondern hat in den letzten Monaten auch geholfen mein Selbstbewusstsein zu stärken und mich im Umgang mit anderen Menschen unterrichtet. Es ist wundervoll seine Freude und Lust an der Körperbewegung mit anderen zu teilen. Egal ob Frau oder Mann, ob Jung oder Alt.

„Ich lobe den Tanz. O Mensch, lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel mit dir nichts anzufangen.“

Mehr Infos zu den Veranstaltungen von Andreas Tröndle findest du unter www.tanzdichganz.ch. 5 Rhythmen sind inzwischen weit verbreitet und du findest bestimmt auch eine für alle offene Veranstaltung in deiner Nähe, falls du einmal in deine Welt des Tanzes eintauchen möchtest.

Finding Joe

Leider habe ich den Film zur folgenden Vorschau selber noch nicht gesehen. Aber die Tatsache, dass ich auch jetzt noch bei jedem Ansehen des Trailers Gänsehaut bekomme spricht dafür, dass ich das bei nächste Gelegenheit tun sollte.